Seite 5: Das Schneeglöckchen (The Snowdrop)





Es war schneidend kalt. Die Tage, die nun kamen, brachten nicht einen einzigen Sonnenstrahl; es war ein Wetter, um in Stücke zu frieren, besonders für eine so zarte, kleine Blume. Aber sie trug mehr Stärke in sich, als sie selber wußte. Freude und Glauben an den Sommer machten sie stark, er mußte ja kommen; er war ihr von ihrer tiefen Sehnsucht verkündet und von dem warmen Sonnenlichte bestätigt worden. So stand sie voller Hoffnung in ihrer weißen Pracht, in dem weißen Schnee und beugte ihr Haupt, wenn die Schneeflocken herabfielen, während die eisigen Winde über sie dahinfuhren. »Du brichst entzwei!« sagten sie. »Verwelke, Erfriere! Was willst du hier draußen! Weshalb ließest du dich verlocken! Die Sonnenstrahlen haben dich genarrt! Nun sollst du es gut haben, du Sommernarr!«

It was a cutting cold! The days which now come brought not a single sunbeam. It was weather that might break such a little Flower in two with cold. But the Flower had more strength than she herself knew of. She was strong in joy and in faith in the summer, which would be sure to come, which had been announced by her deep longing and confirmed by the warm sunlight; and so she remained standing in confidence in the snow in her white garment, bending her head even while the snow-flakes fell thick and heavy, and the icy winds swept over her. “You'll break!“ they said, “and fade, and fade! What did you want out here? Why did you let yourself be tempted? The Sunbeam only made game of you. Now you have what you deserve, you summer gauk.“


Vokabular
das Wetter = weather
der Glaube = faith
die Sehnsucht = yearning
verkündet werden = to be announced
verwelken = to decay
erfrieren = to freeze
sich verlocken lassen = to allow to be tempted
jmd. narren = to make a game of someone






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