IV.6 Studierzimmer 1 (Faust's study 1) |
Studierzimmer 1 |
Faust's study 1 |
Faust mit dem Pudel hereintretend. |
FAUST [entering with the poodle]. |
FAUST: | FAUST. |
Verlassen hab ich Feld und Auen, Die eine tiefe Nacht bedeckt, Mit ahnungsvollem, heil'gem Grauen In uns die beßre Seele weckt. Entschlafen sind nun wilde Triebe Mit jedem ungestümen Tun; Es reget sich die Menschenliebe, Die Liebe Gottes regt sich nun. Sei ruhig, Pudel! renne nicht hin und wider! An der Schwelle was schnoperst du hier? Lege dich hinter den Ofen nieder, Mein bestes Kissen geb ich dir. Wie du draußen auf dem bergigen Wege Durch Rennen und Springen ergetzt uns hast, So nimm nun auch von mir die Pflege, Als ein willkommner stiller Gast. Ach wenn in unsrer engen Zelle Die Lampe freundlich wieder brennt, Dann wird's in unserm Busen helle, Im Herzen, das sich selber kennt. Vernunft fängt wieder an zu sprechen, Und Hoffnung wieder an zu blühn, Man sehnt sich nach des Lebens Bächen, Ach! nach des Lebens Quelle hin. Knurre nicht, Pudel! Zu den heiligen Tönen, Die jetzt meine ganze Seel umfassen, Will der tierische Laut nicht passen. Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen, Was sie nicht verstehn, Daß sie vor dem Guten und Schönen, Das ihnen oft beschwerlich ist, murren; Will es der Hund, wie sie, beknurren? Aber ach! schon fühl ich, bei dem besten Willen, Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen. Aber warum muß der Strom so bald versiegen, Und wir wieder im Durste liegen? Davon hab ich so viel Erfahrung. Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen, Wir lernen das Überirdische schätzen, Wir sehnen uns nach Offenbarung, Die nirgends würd'ger und schöner brennt Als in dem Neuen Testament. Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen, Mit redlichem Gefühl einmal Das heilige Original In mein geliebtes Deutsch zu übertragen, (Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.) Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!« Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, Ich muß es anders übersetzen, Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin. Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn. Bedenke wohl die erste Zeile, Daß deine Feder sich nicht übereile! Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft! Doch, auch indem ich dieses niederschreibe, Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe. Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat! Soll ich mit dir das Zimmer teilen, Pudel, so laß das Heulen, So laß das Bellen! Solch einen störenden Gesellen Mag ich nicht in der Nähe leiden. Einer von uns beiden Muß die Zelle meiden. Ungern heb ich das Gastrecht auf, Die Tür ist offen, hast freien Lauf. Aber was muß ich sehen! Kann das natürlich geschehen? Ist es Schatten? ist's Wirklichkeit? Wie wird mein Pudel lang und breit! Er hebt sich mit Gewalt, Das ist nicht eines Hundes Gestalt! Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus! Schon sieht er wie ein Nilpferd aus, Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebiß. Oh! du bist mir gewiß! Für solche halbe Höllenbrut Ist Salomonis Schlüssel gut. |
Meadow and field have I forsaken,
That deeps of night from sight enroll; A solemn awe the deeps awaken, Rousing in us the better soul. No wild desires can longer win me, No stormy lust to dare and do; The love of all mankind stirs in me, The love of God is stirred anew. Be quiet, poodle! Don't make such a riot! Why at the threshold do you sniff the air? Lie down behind the stove in quiet! My best of cushions I will give you there. As on the hillside pathway, leaping And running about, you amused us best, So take now too from me your keeping, But as a welcome, silent guest. Ah, when the friendly lamp is glowing Again within our narrow cell, Through heart and bosom light comes flowing If but the heart knows itself well. Then Reason once again discourses And Hope begins to bloom again; Man yearns to reach life's flowing sources, Ah! to the Fount of Life attain. Snarl not, you poodle! To the sacred strain That now doth all my soul surround, Is suited not that bestial sound. We know full well that men deride whate'er They do not understand And that before the Good and Fair, Which of is hard for them, they grumble; And will the dog, like them too, snarl and bumble? But ah! I feel already, with a will the best, Contentment wells no longer from my breast. But wherefore must the stream so soon run dry And we again thus thirsting lie? I have experienced this in ample measure. And yet this feeling has its compensation; We learn the supernatural to treasure. Our spirits yearn toward revelation That nowhere glows more fair, more excellent, Than here in the New Testament. To open the fundamental text I'm moved, With honest feeling, once for all, To turn the sacred, blest original Into my German well-beloved. [He opens a volume and applies himself to it.] 'Tis written: "In the beginning was the Word!" Here now I'm balked! Who'll put me in accord? It is impossible, the Word so high to prize, I must translate it otherwise If I am rightly by the Spirit taught. 'Tis written: In the beginning was the Thought! Consider well that line, the first you see, That your pen may not write too hastily! Is it then Thought that works, creative, hour by hour? Thus should it stand: In the beginning was the Power! Yet even while I write this word, I falter, For something warns me, this too I shall alter. The Spirit's helping me! I see now what I need And write assured: In the beginning was the Deed! If I'm to share this room with you, Poodle, then leave off howling, Then leave off growling! Such a distracting fellow I can't view Or suffer to have near me. One of us two, or I or you, Must quit this cell, I fear me. I'm loath your right as guest thus to undo. The door is open, you've a passage free. But what is this I now must see! Can that happen naturally? Is it phantom? Is it reality? How long and broad the poodle grows! He rises up in mighty pose, 'Tis not a dog's form that he shows! What spectre have I sheltered thus? He's like a hippopotamus With fiery eyes, jaws terrible to see. Oh, mine you are most certainly. For such as your half-hellish crew The Key of Solomon will do. |
GEISTER (auf dem Gange): | SPIRITS [in the corridor] |
Drinnen gefangen ist einer! Bleibet haußen, folg ihm keiner! Wie im Eisen der Fuchs, Zagt ein alter Höllenluchs. Aber gebt acht! Schwebet hin, schwebet wider, Auf und nieder, Und er hat sich losgemacht. Könnt ihr ihm nützen, Laßt ihn nicht sitzen! Denn er tat uns allen Schon viel zu Gefallen. |
Captured is someone within!
Stay without, none follow in! Like a fox in a snare Quakes an ancient hell-lynx there. But now give heed! Hover hence, hither hover, Under, over, And he soon himself has freed. Can ye avail him, Oh, do not fail him! For he has already done Much to profit us, each one. |
FAUST: | FAUST. |
Erst zu begegnen dem Tiere, Brauch ich den Spruch der Viere: Salamander soll glühen, Undene sich winden, Sylphe verschwinden, Kobold sich mühen. Wer sie nicht kennte Die Elemente, Ihre Kraft Und Eigenschaft, Wäre kein Meister Über die Geister. Verschwind in Flammen, Salamander! Rauschend fließe zusammen, Undene! Leucht in Meteoren-Schöne, Sylphe! Bring häusliche Hülfe, Incubus! Incubus! Tritt hervor und mache den Schluß! Keines der Viere Steckt in dem Tiere. Es liegt ganz ruhig und grinst mich an; Ich hab ihm noch nicht weh getan. Du sollst mich hören Stärker beschwören. Bist du, Geselle Ein Flüchtling der Hölle? So sieh dies Zeichen Dem sie sich beugen, Die schwarzen Scharen! Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren. Verworfnes Wesen! Kannst du ihn lesen? Den nie Entsproßnen, Unausgesprochnen, Durch alle Himmel Gegoßnen, Freventlich Durchstochnen? Hinter den Ofen gebannt, Schwillt es wie ein Elefant Den ganzen Raum füllt es an, Es will zum Nebel zerfließen. Steige nicht zur Decke hinan! Lege dich zu des Meisters Füßen! Du siehst, daß ich nicht vergebens drohe. Ich versenge dich mit heiliger Lohe! Erwarte nicht Das dreimal glühende Licht! Erwarte nicht Die stärkste von meinen Künsten! |
First, to deal with this beast's
core, I will use the Spell of Four: Salamander must be glowing, Undine self-coiling, Sylph vanish in going, Kobold keep toiling. Who would ignore The elements four, Their powers And dowers, No master he Over spirits can be. Vanish in fiery glow, Salamander! Gurgling, together flow, Undine! In meteoric beauty shine, Sylph! Bring homely help, Incubus! Incubus! Step forth and end the charm for us. None of the Four. Hides in the beast. He lies quite calmly, grins evermore; I've not yet hurt him in the least. Thou'lt hear me longer Conjure thee stronger! Art thou, fellow, one That out of Hell has run? Then see this Sign! Before which incline Black cohorts e'er! It swells up now with bristling hair. Thou reprobated, Canst rede His token? The Ne'er-originated, The Never-spoken, Who every Heaven has permeated, He! wantonly immolated! Behind the stove, held by my spells, Like an elephant it swells, And all the space it fills complete. In vapour it will melt away. Mount not up to the ceiling! Lay Thyself down at thy Master's feet! I threaten not in vain as thou canst see. With holy fire I'll shrivel thee! Do not await The light thrice radiate! Do not await The strongest art at my command! |
Mephistopheles tritt, indem
der Nebel fällt, gekleidet wie ein fahrender
Scholastikus, hinter dem Ofen hervor. |
[Mephistopheles steps forth from behind the stove while the vapour is vanishing. He is dressed as a travelling scholar.] |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Wozu der Lärm? was steht dem
Herrn zu Diensten? |
Wherefore this noise? What does my lord command? |
FAUST: | FAUST. |
Das also war des Pudels Kern! Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen. |
So this, then, was the kernel
of the brute! A travelling scholar it is? The casus makes me smile. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Ich salutiere den gelehrten
Herrn! Ihr habt mich weidlich schwitzen machen. |
To you, O learned sir, I proffer
my salute! You made me sweat in vigorous style. |
FAUST: | FAUST. |
Wie nennst du dich? |
What is your name? |
MEPHISTOPHELES: |
MEPHISTOPHELES. |
Die Frage scheint mir klein
Für einen, der das Wort so sehr verachtet, Der, weit entfernt von allem Schein, Nur in der Wesen Tiefe trachtet. |
The question seems but cheap
From one who for the Word has such contempt, Who from all outward show is quite exempt And only into beings would delve deep. |
FAUST: | FAUST. |
Bei euch, ihr Herrn, kann man
das Wesen Gewöhnlich aus dem Namen lesen, Wo es sich allzu deutlich weist, Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt. Nun gut, wer bist du denn? |
The being of such gentlemen
as you, indeed, In general, from your titles one can read. It shows itself but all too plainly when men dub You Liar or Destroyer or Beelzebub. Well now, who are you then? |
MEPHISTOPHELES: |
MEPHISTOPHELES. |
Ein Teil von jener Kraft, Die
stets das Böse will und stets das Gute schafft.
|
Part of that Power which would
The Evil ever do, and ever does the Good. |
FAUST: | FAUST. |
Was ist mit diesem Rätselwort
gemeint? |
A riddle! Say what it implies! |
MEPHISTOPHELES: |
MEPHISTOPHELES. |
Ich bin der Geist, der stets
verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, Mein eigentliches Element. |
I am the Spirit that denies!
And rightly too; for all that doth begin Should rightly to destruction run; 'Twere better then that nothing were begun. Thus everything that you call Sin, Destruction - in a word, as Evil represent- That is my own, real element. |
FAUST: | FAUST. |
Du nennst dich einen Teil, und
stehst doch ganz vor mir? |
You call yourself a part, yet whole you're standing there. |
MEPHISTOPHELES: |
MEPHISTOPHELES. |
Bescheidne Wahrheit sprech ich
dir. Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt Gewöhnlich für ein Ganzes hält- Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht, Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt, Verhaftet an den Körpern klebt. Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön, Ein Körper hemmt's auf seinem Gange; So, hoff ich, dauert es nicht lange, Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn. |
A modest truth do I declare.
A man, the microcosmic fool, down in his soul Is wont to think himself a whole, But I'm part of the Part which at the first was all, Part of the Darkness that gave birth to Light, The haughty Light that now with Mother Night Disputes her ancient rank and space withal, And yet 'twill not succeed, since, strive as strive it may, Fettered to bodies will Light stay. It streams from bodies, it makes bodies fair, A body hinders it upon its way, And so, I hope, it has not long to stay And will with bodies their destruction share. |
FAUST: | FAUST. |
Nun kenn ich deine würd'gen
Pflichten! Du kannst im Großen nichts vernichten Und fängst es nun im Kleinen an. |
Now I perceive your worthy
occupation! You can't achieve wholesale annihilation And now a retail business you've begun. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Und freilich ist nicht viel
damit getan. Was sich dem Nichts entgegenstellt, Das Etwas, diese plumpe Welt So viel als ich schon unternommen Ich wußte nicht ihr beizukommen Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand- Geruhig bleibt am Ende Meer und Land! Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut, Dem ist nun gar nichts anzuhaben: Wie viele hab ich schon begraben! Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut. So geht es fort, man möchte rasend werden! Der Luft, dem Wasser wie der Erden Entwinden tausend Keime sich, Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten! Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten, Ich hätte nichts Aparts für mich. |
And truly there by nothing
much is done. What stands out as the opposite of Naught- This Something, this your clumsy world - for aught I have already undertaken, It have I done no harm nor shaken With waves and storms, with earthquakes, fiery brand. Calm, after all, remain both sea and land. And that accursed trash, the brood of beasts and men, A way to get at them I've never found. How many now I've buried in the ground! Yet fresh, new blood forever circulates again. Thus on and on - one could go mad in sheer despair! From earth, from water, and from air A thousand germs evolving start, In dryness, moisture, warmth, and cold! Weren't it for fire which I withhold, I'd have as mine not one thing set apart. |
FAUST: | FAUST. |
So setzest du der ewig regen, Der heilsam schaffenden Gewalt Die kalte Teufelsfaust entgegen, Die sich vergebens tückisch ballt! Was anders suche zu beginnen Des Chaos wunderlicher Sohn! |
So to that Power never reposing,
Creative, healing, you're opposing Your frigid devil's fist with might and main. It's clenched in spite and clenched in vain! Seek something else to undertake, You, Chaos' odd, fantastic son! |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Wir wollen wirklich uns besinnen, Die nächsten Male mehr davon! Dürft ich wohl diesmal mich entfernen? |
We'll really ponder on what
can be done When my next visits here I make. But may I for the present go away? |
FAUST: | FAUST. |
Ich sehe nicht, warum du fragst. Ich habe jetzt dich kennen lernen Besuche nun mich, wie du magst. Hier ist das Fenster, hier die Türe, Ein Rauchfang ist dir auch gewiß. |
Why you should ask, I do not
see. Though we have only met today, Come as you like and visit me. Here is a window, here a door, for you, Besides a certain chimney-flue. |
MEPHISTOPHELES: |
MEPHISTOPHELES. |
Gesteh ich's nur! daß ich hinausspaziere, Verbietet mir ein kleines Hindernis, Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle- |
Let me own up! I cannot go
away; A little hindrance bids me stay. The Witch's foot upon your sill I see. |
FAUST: | FAUST. |
Das Pentagramm macht dir Pein? Ei sage mir, du Sohn der Hölle, Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein? Wie ward ein solcher Geist betrogen? |
The pentagram? That's in your
way? You son of Hell explain to me, If that stays you, how came you in today? And how was such a spirit so betrayed? |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Beschaut es recht! es ist nicht
gut gezogen: Der eine Winkel, der nach außen zu, Ist, wie du siehst, ein wenig offen. |
Observe it closely! It is
not well made; One angle, on the outer side of it, Is just a little open, as you see. |
FAUST: | FAUST. |
Das hat der Zufall gut getroffen! Und mein Gefangner wärst denn du? Das ist von ungefähr gelungen! |
That was by accident a lucky
hit! And are you then my captive? Can that be? By happy chance the thing's succeeded! |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Der Pudel merkte nichts, als
er hereingesprungen, Die Sache sieht jetzt anders aus: Der Teufel kann nicht aus dem Haus. |
As he came leaping in, the
poodle did not heed it. The matter now seems turned about; The Devil's in the house and can't get out. |
FAUST: | FAUST. |
Doch warum gehst du nicht durchs
Fenster? |
Well, through the window - why not there withdraw? |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
's ist ein Gesetz der Teufel
und Gespenster: Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus. Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte. |
For devils and for ghosts
it is a law: Where they slipped in, there too must they go out. The first is free, the second's slaves are we. |
FAUST: | FAUST. |
Die Hölle selbst hat ihre Rechte? Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt, Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen? |
Does Hell itself have its
laws then? That's fine! A compact in that case might be Concluded safely with you gentlemen? |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Was man verspricht, das sollst
du rein genießen, Dir wird davon nichts abgezwackt. Doch das ist nicht so kurz zu fassen, Und wir besprechen das zunächst Doch jetzo bitt ich, hoch und höchst, Für dieses Mal mich zu entlassen. |
What's promised, you'll enjoy
with naught subtracted, With naught unduly snipped off or exacted. But that needs more than such a brief consideration And we'll discuss it soon in further conversation. But now, most earnestly I pray, For this time let me go away. |
FAUST: | FAUST. |
So bleibe doch noch einen Augenblick, Um mir erst gute Mär zu sagen. |
One moment longer do remain;
Tell me at last some pleasant news. |
MEPHISTOPHELES: |
MEPHISTOPHELES. |
Jetzt laß mich los! ich komme
bald zurück; Dann magst du nach Belieben fragen. |
Let me go now, I'll soon be
back again; Then you may question as you choose. |
FAUST: | FAUST. |
Ich habe dir nicht nachgestellt, Bist du doch selbst ins Garn gegangen. Den Teufel halte, wer ihn hält! Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen. |
I've never set a snare for
you; You walked, yourself, into this net tonight. Let him who holds the Devil hold him tight! He'll not so soon catch him anew. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Wenn dir's beliebt, so bin ich
auch bereit, Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben; Doch mit Bedingnis, dir die Zeit Durch meine Künste würdig zu vertreiben. |
If it so please you, I'm prepared,
indeed, To lend you company, but take good heed: It's on condition that my arts beguile The time for you in worthy style. |
FAUST: | FAUST. |
Ich seh es gern, das steht dir
frei; Nur daß die Kunst gefällig sei! |
I'll gladly see your arts,
in that you're free, Though only if you please with artistry! |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Du wirst, mein Freund, für deine
Sinnen In dieser Stunde mehr gewinnen Als in des Jahres Einerlei. Was dir die zarten Geister singen, Die schönen Bilder, die sie bringen, Sind nicht ein leeres Zauberspiel. Auch dein Geruch wird sich ergötzen, Dann wirst du deinen Gaumen letzen, Und dann entzückt sich dein Gefühl. Bereitung braucht es nicht voran, Beisammen sind wir, fanget an! |
More for your senses, friend,
you'll gain In this one hour than you'd obtain In a whole year's monotony. All that the tender spirits sing you, The lovely images they bring you, Are not an empty sorcery. They will delight your sense of smell, They will refresh your palate well, And blissful will your feeling swell. Of preparation there's no need, We're here together, so proceed! |
GEISTER: | SPIRITS. |
Schwindet, ihr dunkeln Wölbungen droben! Reizender schaue Freundlich der blaue Äther herein! Wären die dunkeln Wolken zerronnen! Sternelein funkeln, Mildere Sonnen Scheinen darein. Himmlischer Söhne Geistige Schöne, Schwankende Beugung Schwebet vorüber. Sehnende Neigung Folget hinüber; Und der Gewänder Flatternde Bänder Decken die Länder, Decken die Laube, Wo sich fürs Leben, Tief in Gedanken, Liebende geben. Laube bei Laube! Sprossende Ranken! Lastende Traube Stürzt ins Behälter Drängender Kelter, Stürzen in Bächen Schäumende Weine, Rieseln durch reine, Edle Gesteine, Lassen die Höhen Hinter sich liegen, Breiten zu Seen Sich ums Genüge Grünender Hügel. Und das Geflügel Schlürfet sich Wonne, Flieget der Sonne, Flieget den hellen Inseln entgegen, Die sich auf Wellen Gauklend bewegen; Wo wir in Chören Jauchzende hören, Über den Auen Tanzende schauen, Die sich im Freien Alle zerstreuen. Einige klimmen Über die Höhen, Andere schwimmen Über die Seen, Andere schweben; Alle zum Leben, Alle zur Ferne Liebender Sterne, Seliger Huld. |
Vanish, ye darkling Vaultings above him! More lovely gleaming, Blue ether beaming, Gaze down, benign! Now are the darkling Clouds disappearing! Faint stars are sparkling, Gentler suns nearing Hitherward shine. Graces, adorning Sons of the morning, Spirit-like, bending, Wavering, hover. Yearning unending Follows them over; Ribbons a-trailing, Fluttering, veiling, Wide spaces cover, Cover the bower, Where, with deep feeling, Lovers are dreaming, Life-pledges sealing. Bower by bower! Tendrils out-streaming! Heavy grape's gushing, In the vats plunging; Out from the cushing Winepresses lunging, Wine-streams are whirling; Foaming and purling Onward o'er precious Pure stones they wind them, Leave heights behind them, Broad'ning to spacious Fair lakes, abounding Green hills surrounding. Winged creation, Sipping elation, Sunward is fleeting, Bright islands meeting, Flying to meet them On the waves dancing, Rhythmic, entrancing, Where we, to greet them, Hear a glad chorus, See o'er the meadows Dancers like shadows, Flitting before us, Playing, regaling, Hills some are scaling; Others are swimming, Lakes swiftly skimming; Playfully trailing, Other ones flitter, All for existent, All for the distant Stars as they glitter Rapturous Love. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Er schläft! So recht, ihr luft'gen
zarten Jungen! Ihr habt ihn treulich eingesungen! Für dies Konzert bin ich in eurer Schuld. Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten! Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten, Versenkt ihn in ein Meer des Wahns; Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten, Bedarf ich eines Rattenzahns. Nicht lange brauch ich zu beschwören, Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören. Der Herr der Ratten und der Mäuse, Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse Befiehlt dir, dich hervor zu wagen Und diese Schwelle zu benagen, So wie er sie mit Öl betupft- Da kommst du schon hervorgehupft! Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte, Sie sitzt ganz vornen an der Kante. Noch einen Biß, so ist's geschehn.- Nun, Fauste, träume fort, bis wir uns wiedersehn. |
He sleeps! Well done, ye tender,
airy throng! Ye truly lulled him with your song, And for this concert I am in your debt. You're not the man to keep the Devil captive yet! Enchant him with a dream's sweet imagery, Plunge him into an ocean of untruth! But now, to break this threshold's sorcery, I have to get a rat's sharp tooth. To conjure long I do not need; Already one is rustling and it soon will heed. The lord of all the rats and mice, Of flies and frogs and bugs and lice, Bids you now venture to appear And gnaw upon this threshold here Where he is dabbing it with oil. Already you come hopping forth. Now to your toil! Quick to the work! The point that held me bound There on the outer edge is found. Just one bite more - 'tis done! Begone! Now, Faustus, till we meet again, dream on! |
FAUST (erwachend): | FAUST. [awakening]: |
Bin ich denn abermals betrogen? Verschwindet so der geisterreiche Drang Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen, Und daß ein Pudel mir entsprang? |
Am I again a victim of delusion?
That streaming throng of spirits - gone are they? Dreamt I the Devil through some mere illusion? Or did a poodle only leap away? |
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