IV.3 Prolog im Himmel (Prologue in heaven) |
DER HERR: | THE LORD. |
Nun gut, es sei dir überlassen Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, Und führ ihn, kannst du ihn erfassen Auf deinem Wege mit herab, Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt: Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. |
'Tis well! So be it granted
you today! Divert this spirit from its primal source And if you can lay hold on him, you may Conduct him downward on your course, And stand abashed when you are forced to say: A good man, though his striving be obscure, Remains aware that there is one right way. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Schon gut! nur dauert es nicht
lange. Mir ist für meine Wette gar nicht bange. Wenn ich zu meinem Zweck gelange, Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust. Staub soll er fressen und mit Lust, Wie meine Muhme, die berühmte Schlange. |
All right! But long it won't
endure! I have no fear about my bet, be sure! When I attain my aim, do not protest, But let me triumph with a swelling breast. Dust shall he eat, and that with zest, As did the famous snake, my near relation. |
Prolog im Himmel | Prologue in Heaven |
Der Herr. Die himmlischen Heerscharen. Nachher Mephistopheles. Die drei Erzengel treten vor. | The LORD. The HEAVENLY HOSTS. Afterwards MEPHISTOPHELES. [The THREE ARCHANGELS come forward.] |
RAPHAEL: |
RAPHAEL: |
Die Sonne tönt, nach alter Weise, In Brudersphären Und ihre vorgeschriebne Reise Vollendet sie mit Donnergang. Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, Wenn keiner Sie ergründen mag; die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag. |
The Sun intones, in ancient
tourney With brother-spheres, a rival song, Fulfilling its predestined journey, With march of thunder moves along. Its aspect gives the angels power, Though none can ever solve its ways; The lofty works beyond us tower, Sublime as on the first of days. |
GABRIEL: |
GABRIEL: |
Und schnell und unbegreiflich
schnelle Dreht sich umher der Erde Pracht; Es wechselt Paradieseshelle Mit tiefer, schauervoller Nacht. Es schäumt das Meer in breiten Flüssen Am tiefen Grund der Felsen auf, Und Fels und Meer wird fortgerissen Im ewig schnellem Sphärenlauf. |
And swift beyond where knowledge
ranges, Earth's splendour whirls in circling flight; A paradise of brightness changes To awful shuddering depths of night. The sea foams up, widespread and surging Against the rocks' deep-sunken base, And rock and sea sweep onward, merging In rushing spheres' eternal race. |
MICHAEL: |
MICHAEL |
Und Stürme brausen um die Wette Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer, und bilden wütend eine Kette Der tiefsten Wirkung rings umher. Da flammt ein blitzendes Verheeren Dem Pfade vor[2] Doch deine Boten[3] Das sanfte Wandeln[4] |
And rival tempests roar and
shatter, From sea to land, from land to sea, And, raging, form a circling fetter Of deep, effective energy. There flames destruction, flashing, searing, Before the crashing thunder's way; Yet, Lord, Thy angels are revering The gentle progress of Thy day. |
ZU DREI: |
THE THREE |
Der Anblick gibt den Engeln
Stärke, Da keiner dich ergründen mag, Und alle deine hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag. |
Its aspect gives the angels
power, Since none can solve Thee nor Thy ways; And all Thy works beyond us tower, Sublime as on the first of days. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Da du, o Herr, dich einmal wieder
nahst Und fragst, wie alles sich bei uns befinde, Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde[5] Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen, Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt. Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen, Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. Der kleine Gott[6] Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. Ein wenig besser würd er leben, Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben; Er nennt's Vernunft und braucht's allein, Nur tierischer als jedes Tier zu sein. Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden, Wie eine der langbeinigen Zikaden, Die immer fliegt und fliegend springt Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt; Und läg er nur noch immer in dem Grase! In jeden Quark begräbt er seine Nase[7] |
Since you, O Lord, once more
draw near And ask how all is getting on, and you Were ever well content to see me here, You see me also midst your retinue. Forgive, fine speeches I can never make, Though all the circle look on me with scorn; Pathos from me would make your sides with laughter shake, Had you not laughter long ago forsworn. Of suns and worlds I've naught to say worth mention. How men torment them claims my whole attention. Earth's little god retains his same old stamp and ways And is as singular as on the first of days. A little better would he live, poor wight, Had you not given him that gleam of heavenly light. He calls it Reason, only to pollute Its use by being brutaler than any brute. It seems to me, if you'll allow, Your Grace, He's like a grasshopper, that long-legged race That's made to fly and flying spring And in the grass to sing the same old thing. If in the grass he always were reposing! But in each filthy heap he keeps on nosing. |
DER HERR: |
THE LORD. |
Hast du mir weiter nichts zu
sagen? Kommst du nur immer anzuklagen? Ist auf der Erde ewig dir nichts recht? |
You've nothing more to say
to me? You come but to complain unendingly? Is never aught right to your mind? |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES. |
Nein Herr! ich find es dort,
wie immer, herzlich schlecht. Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen[8] |
No, Lord! All is still downright
bad, I find. Man in his wretched days makes me lament him; I am myself reluctant to torment him. |
DER HERR: |
THE LORD. |
Kennst du den Faust? |
Do you know Faust? |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Den Doktor? |
The Doctor? |
DER HERR: |
THE LORD. |
Meinen Knecht! |
Yes, my servant! |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Fürwahr! er dient Euch auf besondre
Weise. Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise. Ihn treibt die Gärung in die Ferne, Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt; Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne Und von der Erde jede höchste Lust, Und alle Näh und alle Ferne Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust. |
He! Forsooth, he serves you most peculiarly. Unearthly are the fool's drink and his food; The ferment drives him forth afar. Though half aware of his insensate mood, He asks of heaven every fairest star And of the earth each highest zest, And all things near and all things far Can not appease his deeply troubled breast. |
DER HERR: |
THE LORD. |
Wenn er mir auch nur verworren
dient, So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, Das Blüt und Frucht die künft'gen Jahre zieren. |
Although he serves me now
confusedly, I soon shall lead him forth where all is clear. The gardener knows, when verdant grows the tree, That bloom and fruit will deck the coming year. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Was wettet Ihr? den sollt Ihr
noch verlieren! Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, Ihn meine Straße sacht zu führen. |
What will you wager? Him you
yet shall lose, If you will give me your permission To lead him gently on the path I choose. |
DER HERR: |
THE LORD. |
Solang er auf der Erde lebt, So lange sei dir's nicht verboten, Es irrt der Mensch so lang er strebt. |
As long as on the earth he
shall survive, So long you'll meet no prohibition. Man errs as long as he doth strive. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Da dank ich Euch; denn mit den
Toten Hab ich mich niemals gern befangen. Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen. Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus; Mir geht es wie der Katze mit der Maus. |
My thanks for that, for with
the dead I've never got Myself entangled of my own volition. I like full, fresh cheeks best of all the lot. I'm not at home when corpses seek my house; I feel about it as a cat does with a mouse. |
DER HERR: |
THE LORD. |
Nun gut, es sei dir überlassen Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, Und führ ihn, kannst du ihn erfassen Auf deinem Wege mit herab, Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt: Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. |
'Tis well! So be it granted
you today! Divert this spirit from its primal source And if you can lay hold on him, you may Conduct him downward on your course, And stand abashed when you are forced to say: A good man, though his striving be obscure, Remains aware that there is one right way. |
MEPHISTOPHELES: | MEPHISTOPHELES |
Schon gut! nur dauert es nicht
lange. Mir ist für meine Wette gar nicht bange. Wenn ich zu meinem Zweck gelange, Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust. Staub soll er fressen Wie meine Muhme, die berühmte Schlange. |
All right! But long it won't
endure! I have no fear about my bet, be sure! When I attain my aim, do not protest, But let me triumph with a swelling breast. Dust shall he eat, and that with zest, As did the famous snake, my near relation. |
DER HERR: |
THE LORD. |
Du darfst auch da nur frei erscheinen Ich habe deinesgleichen nie gehaßt. Von allen Geistern, die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, er liebt sich bald die unbedingte Ruh; Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen. Doch ihr, die echten Göttersöhne, Erfreut euch der lebendig reichen Schöne! Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, Umfass euch mit der Liebe holden Schranken, Und was in schwankender Erscheinung schwebt, Befestigt mit dauernden Gedanken! |
In that too you may play your
part quite free; Your kind I never did detest. Of all the spirits of negation The wag weighs least of all on me. mankind's activity can languish all too easily, A man soon loves unhampered rest; Hence, gladly I give him a comrade such as you, Who stirs and works and must, as devil, do. But ye, real sons of God, lift up your voice, In living, profuse beauty to rejoice! May that which grows, that lives and works forever, Engird you with Love's gracious bonds, and aught That ever may appear, to float and waver, Make steadfast in enduring thought! |
Der Himmel schließt, die Erzengel
verteilen sich. |
[Heaven closes, the ARCHANGELS disperse.] |
MEPHISTOPHELES (allein): | MEPHISTOPHELES [alone]. |
Von Zeit zu Zeit seh ich den
Alten gern, Und hüte mich, mit ihm zu brechen. Es ist gar hübsch von einem großen Herrn, So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen. |
I like to see the Old Man
not infrequently, And I forbear to break with Him or be uncivil; It's very pretty in so great a Lord as He To talk so like a man even with the Devil. |
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