Seite 08: Die wahre Braut (The True Sweethearts)




Das Mädchen blieb unter der Linde sitzen, bis die Sonne unterging, aber er kam nicht wieder zurück. Sie saß drei Tage von Morgen bis Abend und erwartete ihn, aber vergeblich. Als er am vierten Tag noch nicht da war, so sagte sie: »Gewiss ist ihm ein Unglück begegnet, ich will ausgehen und ihn suchen und nicht eher wiederkommen, als bis ich ihn gefunden habe.« Sie packte drei von ihren schönsten Kleidern zusammen, eins mit glänzenden Sternen gestickt, das zweite mit silbernen Monden, das dritte mit goldenen Sonnen, band eine Handvoll Edelsteine in ihr Tuch und machte sich auf. Sie fragte allerorten nach ihrem Bräutigam, aber niemand hatte ihn gesehen, niemand wusste von ihm. Weit und breit wanderte sie durch die Welt, aber sie fand ihn nicht. Endlich vermietete sie sich bei einem Bauer als Hirtin, und vergrub ihre Kleider und Edelsteine unter einem Stein.

The maid stayed beneath the lime-tree until sunset, but he did not return. She sat three days from morning till evening, waiting for him, but in vain. As he still was not there by the fourth day, she said, "Some accident has assuredly befallen him. I will go out and seek him, and will not come back until I have found him." She packed up three of her most beautiful dresses, one embroidered with bright stars, the second with silver moons, the third with golden suns, tied up a handful of jewels in her handkerchief, and set out. She inquired everywhere for her betrothed, but no one had seen him; no one knew anything about him. Far and wide did she wander through the world, but she found him not. At last she hired herself to a farmer as a cow-herd, and buried her dresses and jewels beneath a stone.


Vokabular
vergeblich = in vain
gewiss = surely
eine Handvoll = a handful
der Bräutigam= brides-groom
die Hirtin = shepherdess
vergraben = to burry
der Stein = stone






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