Seite 02: Die Geschichte vom kleinen Muck (The History of the Little Mouk)




»Kleiner Muck, kleiner Muck,
Wohnst in einem großen Haus,
Gehst nur all vier Wochen aus,
Bist ein braver, kleiner Zwerg,
Hast ein Köpflein wie ein Berg,
Schau dich einmal um und guck,
Lauf und fang uns, kleiner Muck!«

So hatten wir schon oft unsere Kurzweil getrieben, und zu meiner Schande muss ich es gestehen, ich trieb's am ärgsten; denn ich zupfte ihn oft am Mäntelein, und einmal trat ich ihm auch von hinten auf die großen Pantoffeln, dass er hinfiel. Dies kam mir nun höchst lächerlich vor, aber das Lachen verging mir, als ich den kleinen Muck auf meines Vaters Haus zugehen sah. Er ging richtig hinein und blieb einige Zeit dort. Ich versteckte mich an der Haustüre und sah den Muck wieder herauskommen, von meinem Vater begleitet, der ihn ehrerbietig an der Hand hielt und an der Türe unter vielen Bücklingen sich von ihm verabschiedete. Mir war gar nicht wohl zumute; ich blieb daher lange in meinem Versteck; endlich aber trieb mich der Hunger, den ich ärger fürchtete als Schläge, heraus, und demütig und mit gesenktem Kopf trat ich vor meinen Vater. »Du hast, wie ich höre, den guten Muck beschimpft?« sprach er in sehr ernstem Tone. »Ich will dir die Geschichte dieses Muck erzählen, und du wirst ihn gewiß nicht mehr auslachen; vor- und nachher aber bekommst du das Gewöhnliche.« Das Gewöhnliche aber waren fünfundzwanzig Hiebe, die er nur allzu richtig aufzuzählen pflegte. Er nahm daher sein langes Pfeifenrohr, schraubte die Bernsteinmundspitze ab und bearbeitete mich ärger als je zuvor.

"Little Mouk, Little Mouk,
Come and catch us, little Mouk !
Every day you stay at home,
Only once a month you roam.
Though your body's very small,
Your head is large enough for all,
Little Mouk, Little Mouk,
Come and catch us, little Mouk !"
Often we had been teasing him, and I must admit that I was one of the worst; I was twitching his coat, and once I stepped on his slippers from behind, so that he fell. I found this very funny until I saw little Mouk walking towards my fathers house. He went into the house and stayed a while. I hid behind the door and saw Mouk leaving, accompanied by my father, who held his hand and bowed him out. I felt very uncomfortable. Therefore I stayed quite long in my hiding place. Finally I was hungry, which I was more afraid of than the punches, I devotely went to my father. "You have, as I heard, been nasty to the good Mouk?", he said in a very grave tone.
"I will tell you the story of this Mouk, and you will never laugh about him; before this and after this you will get the "usual". The "usual" was twenty-five hits he was county all too right. He took his long pipe, took off the amber mouth piece and hit me harder than ever before.


Vokabular
die Kurzweil, der Zeitvertreib = pasttime
zu meiner Schande = to my shame
sich verstecken = to hide
demütig = humbly
mit gesenktem Kopf = with heads down
die Geschichte = story
der Hieb = hits, punch, beaet
die Bernsteinmundspitze = amber mouth piece







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