Seite 3: Das stumme Buch (The dumb book)





Das Leichentuch wurde gelüftet; es lag Frieden über dem Antlitz des Toten. Ein Sonnenstrahl fiel darauf, eine Schwalbe schoß in ihrem pfeilschnellen Fluge in die Laube und wendete sich im Fluge zwitschernd über des Toten Haupt. Wie wunderlich ist es doch - wir kennen gewiß alle das Gefühl - alte Briefe aus unserer Jugendzeit hervorzunehmen und sie wieder zu lesen. Da taucht gleichsam ein ganzes Leben vor uns auf, mit all seinen Hoffnungen, all seinen Sorgen. Wie viele von den Menschen, mit denen wir in jener Zeit so herzlich vertraut zusammen lebten, sind für uns gestorben, obwohl sie noch leben. Aber wir haben lange Zeit nicht mehr an sie gedacht, von denen wir einstmals glaubten, daß wir stets mit ihnen verbunden bleiben und Freude und Leid mit ihnen teilen würden.

The cloth which covered his face was lifted up; the dead man's face expressed peace“a sunbeam fell upon it. A swallow flew with the swiftness of an arrow into the arbour, turning in its flight, and twittered over the dead man's head. What a strange feeling it is“surely we all know it“to look through old letters of our young days; a different life rises up out of the past, as it were, with all its hopes and sorrows. How many of the people with whom in those days we used to be on intimate terms appear to us as if dead, and yet they are still alive“only we have not thought of them for such a long time, whom we imagined we should retain in our memories for ever, and share every joy and sorrow with them.


Vokabular
das Leichentuch = cere cloth
das Antlitz = face
die Schwalbe = swallow
in pfeilschnellem Flug = flighing like an arrow
die Jugendzeit = youth
die Hoffnung = hope
die Sorge = sorrow, trouble
vertraut = familiar
verbunden bleiben = to keep relation






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